Forschungsthema :
Strategien serieller und standardisierter Nachverdichtungsformen in Holzbauweise für den urbanen Raum, unter Berücksichtigung der baukulturellen Anforderungen an die Systemarchitektur.
Ausgangssituation
Bezahlbarer Wohnraum in Innenstädten wird weltweit zunehmend knapper. Dennoch besteht aufgrund der steigenden Urbanisierungsentwicklung ein immer stärkerer Bedarf nach erschwinglicher und nachhaltiger Wohnfläche. Die heute bereits längst dicht besiedelten urbanen Räume besitzen nur noch wenige freie Flächen für Neubebauung. Städte sind für Zuziehende besonders attraktiv, weil sie in der Regel durch ein vielfältiges Angebot an Arbeitsplätzen, Bildungseinrichtungen sowie Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten eine hohe Lebensqualität bieten. Die Städte und Kommunen sind somit darauf angewiesen, innerstädtisch nachzuverdichten.
Forschungsfrage
Urbanisierung und damit wachsende Städte erfordern neue Lösungen im Umgang mit dem Bestand. Die Nachkriegsquartiere der 1950er bis 1970er Jahre mit überwiegender Zeilenbebauung eignen sich aufgrund ihrer geringen Dichte und den anstehenden Sanierungs-/ Modernisierungszyklen in besonderer Weise für eine Überarbeitung und Nachverdichtung. Gleichzeitig spielen Aufstockungsprojekte auf Quartiersebene bei vielen Wohnungsbaugesellschaften und –unternehmen bisher eine untergeordnete Rolle. Es gilt daher die Interessen und Wirkungsweisen der wohnungswirtschaftlichen Akteure zu untersuchen und zu verstehen. Zum anderen geht es darum heraus zu finden ob eine standardisierte Bauweise für Aufstockungen von Zeilenbauten in Form eines Systembaukastens in Holzbauweise eine Chance für eine großflächige Entwicklung dieser Wohnquartiere bietet und wie dieser konstruktiv/ technisch gestaltet sein sollte.
Im Hinblick auf die Gebäudeerhöhung wird auf Grundlage der baurechtlich und technisch geltenden Rahmenbedingungen der Bestand analysiert, neu definiert und unter Berücksichtigung der neuen Geschosse angepasst. Die seriell herzustellenden Bauteile bzw. Baugruppen sollen für die vertikale Erweiterung entsprechend ihrer Eigenschaften und Anforderungen optimal konfiguriert und katalogisiert werden. Ziel ist es, durch das Baukastensystem eine Planungsgrundlage zu schaffen, bei der vor allem die Schnittstelle zwischen Alt und Neu festgelegt und geklärt ist und deshalb – unter Wahrung flexibler Grundrissgestaltung – ermöglicht, kosteneffizienten und industriell vorgefertigten, bezahlbaren Wohnraum über den Dächern zu schaffen.
Unter folgenden Fragestellungen gilt es Antworten zu geben:
Zu welchem Grad ist es möglich und sinnvoll Aufstockungen für Zeilenbauten der Nachkriegszeit zu standardisieren und zu systematisieren?
Welche Mindestanforderungen müssen an die Systemarchitektur gestellt werden, um individuelle Projekt- und Gestaltungsanforderungen bedienen zu können?
Wie sieht das optimale, auf den Bauherren abgestimmte Baukastensystem aus?
Wie wird eine funktionale, technische und baurechtliche Elementierung unter Einbeziehung der Produktions- und Montageanforderungen geschaffen?
Was ist bei der Entwicklung flexibler und modularer Baukästen hinsichtlich der Bauweise zu beachten, um diese maximal konfigurationsfähig zu gestalten?
Ist es denkbar über einen BIM-basierten Bauteilkonfigurator analoge Planungsprozesse in ein automatisiertes Planungswerkzeug für Planer und Bauakteure zu übertragen?
Unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen kann systemisches und serielles Bauen einen baukulturellen und identitätsstiftenden Beitrag für eine zukunftsorientierte Baugesellschaft leisten?
Anforderungen an den Baukasten:
• individuelle Grundrisse
• identitätsstiftende Außenwirkung
• möglichst hoher Grad an Vorfertigung
• Konstruktion + Bauweise „as simple as possible“
• für jeden Holzbauer herzustellen (offenes System)
• erweiterbar
• konfigurierbar an Bestandsgeometrie
Betreuer
Die Forschung wird betreut von Prof. Dr. Julius Niederwöhrmeier – Professor für Grundlagen der Gestaltung/Einführen in das Entwerfen, Grundlagen der Konstruktion/Materialkunde des Fachbereich Technik der Hochschule Mainz.
Laufzeit des Projekts
März 2020 – voraussichtlich 2023