Im Zuge der Digitalisierung im Bauwesen setzt sich die Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) als Standard durch. In der Konsequenz ist eine adäquate computergestützte Aufbereitung der Information nach ISO 19650 von zentraler Bedeutung für den zukunftsfähigen Umgang mit dem historischen Bestand. Hier steht die Denkmalpflege und die involvierten Planer vor einer neuen Herausforderung, die tradierten Vorgaben aus dem Handaufmass mit festgelegten Detaillierungsgraden und einem etablierten graphischen Darstellungskanon in die neue modellbasierte Planungsmethode BIM zu überführen.
Das Forschungsvorhaben möchte hier ansetzen und für den BIM-Anwendungsfall Bestandserfassung die Anforderungen an die Bauwerksdokumentation von historischen Objekten in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege entwickeln. Hierbei kommen unterschiedliche Messverfahren, die Registrierung der Punktwolken sowie die Überführung der Geometrie in ein 3D-Informationsmodell sowie eine nachhaltige Datenablage zum Einsatz.
Im Forschungssemester von Prof. Piotr Kuroczyński konnte die digitale Bauaufnahme der Synagoge in Przysucha (Polen) mittels Dronenbefliegung, terrestrischen Laserscanning und SLAM-Verfahren erfolgen. Anschließen fand die Registrierung der Punktwolken und die anschliessende Projektdokumentation in Pointcab (Abb. 1). Die Modellierung in ARCHICAD folgte einer neukonzipierten Informationsbedarfstiefe. Dabei wurden vier unterschiedliche Ausarbeitungstiefen festgelegt, die eine stufenweise Abbildung der Geometrie und der alphanumerischen Informationen je nach Bedarf bis zur verformungsgerechten Modellierung ermöglicht (Abb. 2).
Die Rohdaten aus der ausgedünnten Punktwolke im 3D-Modell dienen als detailgetreue Referenz und Quelle für die Ausarbeitungstiefen. Für die Abbildung denkmalpflegerisch relevanter Informationen im 3D-Modell wurden objektbezogenen Klassifizierungen in Anlehnungen an das britische Standard MIDAS Heritage zur Informationserfassung von Denkmälern in ARCHICAD von Karol Argasiński erfolgreich implementiert (Abb. 3).
Im Ergebnis liegt ein Bauwerksinformationsmodell vor, das eine umfassende Dokumentation des Objekts in vier Ausarbeitungstiefen der Geometrie- und Informationsmodellierung über das Datenaustauschformat IFC ausgeben kann (Abb. 4). Die Forschungsergebnisse werden in der Doktorarbeit von Herr Karol Argasiński in Zusammenarbeit mit der Landesdenkmalpflege und der Arbeitsgruppe Historische Bauforschung der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) weiterentwickelt.